Die aktuelle im TRR 188 erarbeitete Definition der Schädigung lautet:
„Der Prozess der duktilen Schädigung beschreibt die Entstehung, das Wachstum und die Koaleszenz von Poren in der Mikrostruktur. Diese Poren entstehen in Strukturwerkstoffen durch Dekohäsion an Grenzflächen wie Phasen-/Korngrenzen und Einschlüssen oder durch Bildung neuer Oberflächen innerhalb von Phasen bzw. Einschlüssen. Diese Schädigung verursacht die Degradation der Leistungsfähigkeit der entsprechenden Komponente.“
Hierdurch wird deutlich, dass es sich um einen skalenübergreifenden, werkstoffspezifischen und beanspruchungsabhängigen Vorgang handelt. Bereits im Ausgangszustand enthalten Werkstoffe eine Vorschädigung, z. B. in Form von Gussporen und nichtmetallischen Einschlüssen. Während des Umformvorgangs bilden sich aufgrund der plastischen Deformation weitere Mikroporen im Gefüge, die den Werkstoff zusätzlich schädigen. Eine weitere plastische Formänderung kann zum Wachstum der Poren bis hin zur lokalen Werkstoffdekohäsion führen. Bei Erreichen einer kritischen Schädigung, d. h. einer globalen Werkstoffdekohäsion, treten Makrorisse auf und das Bauteil versagt. Unterhalb der kritischen Schädigung liegt zwar eine Schädigung vor, aber kein Versagen. Die Bauteile werden als "Gut-Teil" bewertet. Allerdings kann sich diese Schädigung negativ auf die Ermüdungsfestigkeit (statische, dynamische und zyklische Festigkeit) des Bauteils während des Gebrauchs auswirken. Die während der Umformung entstandenen mikrostrukturellen Schädigungen bilden Ausgangsdefekte, die bei erhöhten Lastspielzahlen in Kurz- und Längsrisse übergehen können.

Die zugrunde liegenden Mechanismen der duktilen Schädigung und der Schädigungsverlauf erstrecken sich über die in der Abbildung dargestellten Skalen. Die Beschreibung der einzelnen Phänomene hängt dabei erheblich von der betrachteten Skala ab. Infolgedessen verwenden die verschiedenen Fachdisziplinen unterschiedliche Modellierungsansätze. Dabei werden Ansätze unterschieden, die die Mechanismen erklären und konstitutive Modelle, die die Schädigung und ihre Auswirkung quantitativ vorhersagen. Die mechanismenbeschreibenden Ansätze haben gemeinsam, dass bei fortschreitender Belastung eine Porenkoaleszenz auftritt, die dann zum Riss führt. In den konstitutiven Modellen werden verschiedene interne Variablen eingeführt, die den Schädigungszustand abbilden.